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Warum Menschen mit Tieren sozial sein können; die evolutionären Grundlagen

Dass Menschen mit Tieren Beziehungen bilden können, die zwischenmenschlichen Beziehungen ähneln, ist nicht selbstverständlich. Das evolutionäres Kontinuum, also die Tatsache dass auch Menschen evolutionär aus affenähnlichen Vorfahren entstanden sind, ist dabei sicherlich ein wichtiger Faktor, taugt aber wohl nicht als alleinige Erklärung, zumal die engsten Tierkumpane des Menschen, Hund, Katz & Co nicht auch gleichzeitig zu den nächsten stammesgeschichtlichen Verwandten des Menschen zählen. Tatsächlich machen offensichtlich konservativ über den Wirbeltierstammbaum beibehaltene Strukturen und Funktionen von Gehirn und Physiologie, sowie Anpassungen an ein komplexes Soziallebens Menschen sozialfähig mit Tieren.

Menschen lebten bis vor einigen tausend Jahren als Jäger und Sammler. Das mag die menschliche “Biopilie” und die Neigung, mit Tieren zu leben erklären. Zudem gibt es Strukturen, Mechanismen und Funktionen des Wirbeltiergehirns, welche über die Stammesgeschichte konservativ beibehalten wurden und zu den wichtigsten Werkzeugen der zwischenartlichen Sozialfähigkeit zählen; dazu zählen die buchstäblich von Fisch bis Mensch unveränderten Anteile des “sozialen Netzwerks” im Gehirn. Diese sind für die instinktive Anteile des sozio-sexuellen Verhaltens zuständig, aber auch an den Mechanismen der sozialen Bindung, der basalen Emotionssysteme und auch an der basalen Empathiefähigkeit beteiligt. Dieses Substrat schlägt den Grundtakt in den komplexen sozialen Systemen der Wirbeltiere.

Komplexe soziale Systeme benötigen aber auch großer Gehirne mit leistungsfähigen Kontrollzentren, die bei Säugetieren und Vögeln parallel entstanden sind. Zwischenartliche Sozialbeziehungen werden weiters durch gemeinsame Prinzipien der Organisation von Verhalten generell begünstigt, einschließlich der Art wie Emotionen kommuniziert und deren Interpretation in der frühen Sozialisation gelernt wird. Schließlich führte eine Selektion auf Zahmheit dazu, dass domestizierte Tiere generell von ihren sozialen Anlagen her wesentlich bessere Partner für Menschen abgeben, als Wildtiere. Mensch-Tier Partner mit guter wechselseitiger Bindung scheinen “essentialisierte Beziehungen” zu leben, die vor allem auf emotionalen und einfachen operationalen Ebenen zwischenmenschlichen Beziehungen ähneln, denen aber natürlich der für menschliche Beziehungen oft bezeichnende, komplexe kognitive Überbau fehlt.